Arthur Brühlmeier

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Wie eingangs erwähnt, begann die ganze Forschungsarbeit damit, dass amerikanische Nachfahren eines Kaspar Brühlmeier nach ihren genealogischen Wurzeln in Europa suchten. In den USA sind zwei Brühlmeier’sche Verwandtschaftsgruppen zu unterscheiden:

  • Die einen (mir relativ nahe verwandt) sind Nachkommen von Leonhard Brühlmeier (StB 67), Gemeindeammann in Wettingen von 1905 bis 1913. Dessen Sohn Emil (StB 88) ist 1906 nach Amerika ausgewandert, und Leonhards Enkel Hans (StB 274, der Sohn von Friedensrichter Hans Brühlmeier-Lienberger StB 85) zog 1930 über den Atlantik. Beide haben je zwei Töchter hinterlassen, weshalb es heute in dieser Linie keine Nachkommen mehr gibt, die den Geschlechtsnamen „Brühlmeier“ weitergeben können.

  • Die andern (so weit weg verwandt von allen noch in der Schweiz lebenden Brühlmeiern wie nur möglich) sind Nachkommen des erwähnten Kaspar Brühlmeier, nennen sich heute entweder Meyer oder Meyers, sind sehr zahlreich und waren bis vor kurzem stolz darauf, von einem deutschen Vorfahren abzustammen. Obwohl sie über einen bis zum Kaspar zurückreichenden praktisch vollständigen Stammbaum verfügten und es eigentlich hätten besser wissen können (die kürzlich von ihnen wieder aufgefundenen Dokumente beweisen es eindeutig), glaubten sie nämlich die mündlich überlieferte Story, der Kaspar sei Deutscher gewesen und 1869 über die Schweiz in die USA eingewandert …

Diese zweite Gruppe suchte über das Internet nach Personen namens Brühlmeier, und so fanden sich die beiden Amerikaner Gruppen bereits, als noch keinerlei Kontakt zu Europa gelungen war. Das änderte sich, als mein Neffe David im Internet seine eigene Homepage eröffnete und er von den suchenden Amerikanern im Juni 1999 kontaktiert wurde. Aber seine Reaktion blieb kühl, da er ja nicht aus Deutschland stammte und nicht wusste, dass Wettingen der einzige Ursprung unseres Geschlechtsnamens ist. Im Oktober 1999 gelang es dann einem andern Mitglied dieser Gruppe, die E-Mail-Adresse meines Sohnes Matthias ausfindig zu machen, und er äusserte die Vermutung, wir könnten verwandt sein. Als dann aus Amerika per E-Mail zwei Fotografien (aus der erstgenannten Gruppe stammend) geschickt wurden, die die Familie meines Urgrossvaters Leonhard und meines Grossvaters Josef (Küfer) und damit auch meinen Vater zeigte, war allen klar, dass der Kontakt Früchte zeigen würde.

Die beiden Fotos, die uns aus Amerika via Internet geschickt wurden:

Leonhard

Gemeindeammann Johann Philipp Leonhard Brühlmeier mit seiner Frau Josefine Elisabetha geb. Zehnder und den Kindern (v. l.) Emil, Maria Rosa, Oswald, Josef (Küfer), Genofeva, Hans (Friedensrichter)

Familie Brühlmeier Küfers

Familie von Küfer Josef Brühlmeier. Von links, stehend: Paula, Walter, Josef, Anna, Vater Josef. Sitzend, v.l.: Emil, Grossmutter Josefina Elisabeth geb. Zehnder, Rosa, Mutter Maria Rosa geb. Muntwiler

Wesentlich erschwert wurde die Arbeit durch die Behauptung, Kaspar Brühlmeier sei in Kapsweyer (Bayern) geboren, hätte zu Hause bayrisch gesprochen und im Schwarzwald, später auch in der Schweiz gelebt. Es sollte sich dann natürlich herausstellen, dass man in Amerika den bayrischen nicht vom schweizerischen Dialekt unterscheiden kann und dass die Distanz des Schwarzwaldes zu Wettingen für amerikanische Verhältnisse so klein ist, dass man sie vernachlässigen kann. Der Sache mit Kapsweyer wollte ich allerdings auf den Grund gehen. Glücklicherweise verfügt diese kleine Pfälzer Gemeinde (ca. 1000 Einwohner), die wie die ganze Pfalz bis vor dem 2. Weltkrieg zu Bayern gehörte und hart an der Grenze zu Frankreich liegt, über eine Homepage und einen sehr kooperativen Webmaster, der recht viel unternahm, um meine Fragen zu klären. So fand er heraus, dass die Kirchenbücher seiner Pfarrei schon vor Jahren gedruckt wurden, weshalb relativ einfach feststellbar war, dass in jenen fraglichen Jahren – man sprach von 1844/45 bzw. 1869 – und auch früher und später der Name Brühlmeier nirgends auftauchte. Aber irgend einen Zusammenhang zwischen der Auswanderung unseres Kaspars und Kapsweyer muss es ja geben, weshalb ich vermutete, er könnte auf der Reise aus der Schweiz nach Amsterdam, wo er sich möglicherweise einschiffte, in Kapsweyer Station gemacht und dort vielleicht als Handwerksgeselle kurzzeitig Geld verdient haben. Eine andere Möglichkeit wäre eine Verwechslung mit seinem Begleiter namens Hermann Bruns, der später seine Schwägerin heiratete und so sein Schwager wurde. Um dies zu klären, fuhr ich in Begleitung und mit Unterstützung meiner Frau im April 2000 hin, befragte die älteste Einwohnerin, ob es irgend eine Erinnerung gebe, erkundigte mich nach einer alten Küferei oder Schreinerei, da ich aufgrund der Angaben aus Amerika annahm, er könnte eines dieser Handwerke ausgeübt haben, studierte die Geschlechtsnamen auf den alten Grabsteinen und durchstöberte die Archive in Bad Bergzabern, Kaiserslautern und Speyer. Dabei machte ich u.a. die erfreuliche Erfahrung, dass man in Deutschland der Familienforschung gegenüber ausserordentlich positiv eingestellt ist und man ohne die geringsten bürokratischen Hürden nicht nur frei forschen kann, sondern sogar von eigens dafür angestellten Personen fachliche Hilfe erhält – dies leider in krassem Gegensatz zur Schweiz, wo die neuen Datenschutzbestimmungen und die damit verbundenen Gebührenverordnungen ein freies Forschen nicht mehr zulassen.

Das Resultat war insofern ernüchternd, als es unmöglich war, irgend eine Spur des Gesuchten zu finden, weshalb ich heute davon ausgehe, dass Kaspar sich nie in dieser Gegend aufgehalten hat und wohl die erwähnte Verwechslung mit Hermann Bruns vorliegt. Dieses Geschlecht ist in jener Region nicht selten, obwohl in Kapsweyer selber nicht ansässig, aber diese Spur weiter zu verfolgen, liegt im Moment jenseits meiner Interessen. Möglich wäre auch, dass Kaspar aus irgend welchen uns unbekannten Gründen seine eigenen Spuren verwischen wollte und bewusst eine irreführende Spur legte. Aber in jedem Falle musste er irgendwoher von der Existenz dieses Dorfes erfahren haben.

Eine weitere Schwierigkeit ergab sich dadurch, dass ich im Laufe der Erstellung des Stammbaumes sehr wohl auf einen Kaspar stiess, der höchst wahrscheinlich der Gesuchte sein musste, da er sich nämlich im Register verlor, d.h. weder als verheiratet noch als verstorben vermerkt war, aber das gemeldete Geburtsdatum (30. 11. 1844) nicht mit jenem im Register (18. 11. 1845) übereinstimmte. Erst, als sämtliche Indizien keine andere Möglichkeit mehr offen liessen, erfuhr ich – beinahe zufällig – aus Amerika das zutreffende Geburtsdatum, womit die Identität erwiesen war. Der gesuchte Kaspar (StB 150) ist der Sohn von Johann und Maria Agatha Brühlmeier-Knecht und Enkel des berühmten Mathe Leonz Brühlmeier (StB 43).

Fast gleich erging es mir mit Kaspars Frau Rosina Betchan. Niemand hatte eine Ahnung, woher sie stammte, und wiederum erhielt ich zuerst ein falsches Geburtsdatum. Meine Forschungskollegen der Mailing-Liste rieten mir, nach einer Vertreterin des Geschlechts der Beetschen bzw. Betschen zu suchen, das ursprünglich aus Aeschi (BE) stammte, später aber auch noch in andern bernischen Gemeinden nachgewiesen ist. So konnte ich denn nach vielen telefonischen und brieflichen Kontakten mit dem Berner Staatsarchiv und diversen Zivilstandsämtern schliesslich die Rosina Beetschen im Taufregister der Pfarrei auf dem Zivilstandsamt in Aeschi bei Spiez ausfindig machen, wo sie auf dem Staubacher als Tochter eines Maurers am 24. Okt. 1850 geboren wurde.

Beetschen Taufbuch

Taufbuch-Eintrag von Rosina Beetschen

Die Familie wohnte an einer wundervollen Stelle hoch über dem Thunersee, aber das alte Haus wurde 1913 abgebrochen, und man sieht bloss noch einige Überreste der Grundmauern.

Beetschen alte Mauer

Rechts die Reste der Grundmauern des Geburtshauses von Rosina Beetschen in Aeschi

Dessen ungeachtet haben sich unsere amerikanischen Freunde sehr gefreut über die Bilder, die ich ihnen vom Geburtsort ihrer Stamm-Mutter – selbstverständlich übers Internet – schicken konnte. Allerdings ist bereits das nächste Kind der Beetschen – Friedrich (bzw. Fred), geboren am 17. Dezember 1851 – am 1. Feb. 1852 in Münster getauft worden. Nach einigem Rätseln stellte es sich dann heraus, dass dies Moutier ist, denn Eduard, der am 13. März 1853 geboren wurde, ist am 10. April in Münster-Dachsfelden getauft worden, und Dachsfelden ist (wie man ja wohl allgemein noch weiss …) identisch mit Tavannes. Die Familie Beetschen ist somit in den Berner Jura umgesiedelt, was die Überlieferung verständlich macht, Rosina sei zweisprachig (deutsch/-französisch) gewesen.

Nun kamen die heiklen Fragen: Wo haben sich die beiden kennen gelernt? Wie kommt der Katholik Brühlmeier auf den Gedanken und zur Gelegenheit, eine Protestantin aus dem Berner Jura zu ehelichen? Aus Amerika wurde gemeldet, die beiden seien in New York im August 1869 eingetroffen, und bereits am 29. Dezember desselben Jahres wurde dann laut Urkunde der älteste Sohn Friedrich August Brühlmeier geboren. Wir alle, die mit der Lösung dieses Problems beschäftigt waren, entwickelten die abenteuerlichsten Theorien: die beiden könnten sich unterwegs von Basel nach Amsterdam getroffen, vielleicht in Kapsweyer Halt gemacht haben, vielleicht auf dem Schiff getraut worden sein usf. Jedenfalls begann ich mich für die Überfahrt über den Atlantik zu interessieren und erkundigte mich nach Schiffen, die 1869 den Ozean überquerten. Mit Glück stiess ich im Internet auf die Forschungsstelle der Universität Oldenburg, deren zuständige Mitarbeiterin (gegen Bezahlung) nach dem Namen Kaspar Brühlmeier suchte. Es wurde mir gemeldet, man finde bloss einen Caspar Bruhleman aus Deutschland, weshalb ich diese Spur vorerst nicht weiter verfolgte. Glücklicherweise schickte man mir aber die Kopie der betreffenden Seite einer Passagierliste, und da stellte ich mit Erstaunen fest, dass einige Zeilen weiter unten gleich 6 Mitglieder der Familie Beetschen aufgeführt waren, nämlich Vater Christian, Mutter Susanna, die Söhne Fritz und Eduard sowie die beiden Töchter Rosina und Louisa . Interessanterweise war als Herkunft Deutschland angegeben, aber genauso wie bei allen andern auf dieser Seite: Oben auf der Seite stand „Germany“ und dann folgen 57 Gänsefüsschen, beinahe wie mit dem Lineal gezogen von oben nach unten, was zeigt, dass der Schreiber diese Kolonne nicht nach jeder Notation eines Namens ausfüllte, sondern mechanisch von oben nach unten die kleinen Doppelstriche anbrachte. Wie ich von Fachleuten erfuhr, konnten die englischen Schiffsoffiziere nicht Deutsch und schrieben nicht bloss die Namen so, wie es eben kam (hier z. B. Betschan), sondern hielten jeden als Deutschen, der Deutsch sprach. So wurde aus unserem guten Kaspar Brühlmeier ein Caspar Bruhleman, der ebenso wie die eindeutig schweizerischen Beetschen mittels Gänsefüsschen vom Schweizer zum Deutschen gemacht wurde. Immerhin: die Altersangabe stimmte. Ich beschaffte mir dann die vollständige Passagierliste, und die belegt, dass Kaspar und die Familie Beetschen auf der „City of Dublin“, die unter Kapitän John Eynon in Antwerpen auslief, am 29. Juni 1869 in New York ankamen.

Die gefundene Passagierliste stellt einiges klar, wirft aber weiterhin Fragen auf. Sicher ist, dass die beiden noch nicht verheiratet waren, denn sonst wäre Rosina als „wife“ von Kaspar aufgeführt. Sie war jedoch bereits schwanger, so dass sich die Frage stellt: von wem? Sollte es Kaspar sein, so müsste er die Rosina und ihre Familie mindestens drei Monate vor dem Auszug aus Moutier gekannt haben. War er in jener Gegend als Wandergeselle tätig? Oder war Rosina als Dienstmagd in unserer Gegend (was angesichts der damals noch strengen konfessionellen Abgrenzungen sehr unwahrscheinlich ist)? Hat sich die Familie Beetschen gar deshalb aus der Heimat abgesetzt, weil ihre gut 18jährige Tochter ein Kind von einem Katholiken erwartete? Wohl kaum, denn die älteste Tochter der Familie Beetschen, Susanna, hatte zwei Jahre zuvor bereits ein uneheliches Kind, das bald starb, was zeigt, dass man die Tatsache einer unehelichen Schwangerschaft kaum als derart schwerwiegend nahm, um gleich auszuwandern. Susanne, zum Zeitpunkt der Überfahrt 30 Jahre alt, fuhr übrigens nicht mit und starb 3 Monate später.

(Die folgenden 6 Abschnitte weichen inhaltlich von der Original-Dokumentation ab, die in 130 Exemplaren gedruckt wurde und in den öffentlichen Bibliotheken deponiert ist.) 

Erstaunlich ist allerdings, dass es über die Auswanderung von Kaspar in den Wettinger Dokumenten offensichtlich keine Hinweise gibt. Gäbe es solche, so hätte sie Herr Spiegelberg mit Sicherheit entdeckt und festgehalten, denn er hat sich mit der ganzen Auswanderungsproblematik sehr eingehend befasst und die Namen all jener, die beim Gemeinderat ein Gesuch zur Auswanderung und zur finanziellen Unterstützung stellten, festgehalten. Ich sehe für dieses Abweichen von der Regel zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder war Kaspar (als Abkömmling des Rebmeister-Zweiges) von vornherein nicht auf finanzielle Mittel der Gemeinde angewiesen und organisierte entgegen den damaligen Gepflogenheiten seine Auswanderung völlig selbständig, oder aber hat er die Heimat aus irgendwelchen Gründen mehr oder weniger fluchtartig verlassen und seine Spuren sogar absichtlich verwischt. Die ganze Kapsweyer-Story würde unter dieser Voraussetzung verständlich, und verständlich wäre auch, weshalb sich Kaspar in Antwerpen einschiffte, obwohl der Gemeinderat von Wettingen einen Vertrag mit dem „Auswanderungsspediteur“ (heute würde man sagen: Schlepper) Josef Rufli, Adlerwirt in Sisseln, abgeschlossen hatte, der alle Auswanderungswilligen nach Le Havre in Frankreich reisen liess.

Heute scheint mir am wahrscheinlichsten, dass Kaspar Rosina irgendwo (entweder im Berner Jura oder in unserer Region) getroffen hat, sich in sie verliebte und – nachdem ihre Schwangerschaft feststand – so still und unauffällig wie möglich die Reise nach Amerika antrat. Möglicherweise hat er – als Abkömmling wohlhabender Eltern und mit deren geheimem Mitwissen – die Reise für die Familie Beetschen finanziert. Dass er unter diesen Umständen nicht in der Schweiz heiraten wollte, ist verständlich, denn dann wäre in Wettingen alles publik geworden, was damals einen grossen Schatten auf die angesehene Familie geworfen hätte, und zwar nicht nur wegen der unehelichen Schwangerschaft Rosinas, sondern noch verstärkt wegen ihrer protestantischen Konfession. Das macht auch erklärlich, dass man von Kaspar überhaupt nichts mehr gehört hat, und ohne die Meldungen aus Amerika wüsste man heute nichts mehr von ihm.

Vor kurzem ist Kaspar (gemeinsam mit Rosina) durch meine Forschungsarbeit allerdings zu besonderen Ehren gekommen, denn am 12. November 2001 erschien in Wettingen das neue, reich bebilderte Buch (180 S.) über die Entwicklung des Dorfes bis zum heutigen Zustand, und im Rahmen dieses Projektes hatte ich die Möglichkeit, die beiden bekannten Bilder von Kaspar und Rosa in dieses Buch aufnehmen zu lassen. Die beiden sind auf S. 39 des neuen Wettinger Buches zu finden, stellvertretend für alle Bürger von Wettingen, die nach Amerika ausgewandert sind. Unter den beiden Bildern steht als Kommentar: „Kaspar Leonz Brühlmeier und Rosina Beetschen fuhren mit der ‚City of Dublin‘ 1869 von Antwerpen nach New York. Sie heirateten bald nach ihrer Ankunft und zogen weiter nach Texas.“

Nicht ganz auszuschliessen ist aber auch, dass Kaspar seine Rosina erst auf dem Schiff getroffen hat und sich in sie verliebte. In diesem Fall konnte dies ihr und ihren Eltern nur sehr recht sein, denn so bekam das Kind, das schon unterwegs war, einen legitimen Vater. Sollte dies zutreffen, so müsste sich die Nachkommenschaft ihres ältesten Sohnes Friedrich August Brühlmeier an den Gedanken gewöhnen, bloss dem Namen nach von einem Brühlmeier abzustammen.

Es ist hier nicht der Ort, alles auszubreiten, was im Verlaufe des E-Mail-Verkehrs zwischen den verschiedenen Kaspar-Nachkommen und mir bzw. meinem Sohn Matthias an Fakten, Erinnerungen, Stories und Vermutungen ausgetauscht wurde, bis endlich einige Klarheit geschaffen werden konnte. Als gesichert kann gelten, dass Kaspar ein sehr tüchtiger Mann war, und seine handwerklichen Künste und seine Kenntnisse im Weinbau müssen beinahe sprichwörtlich gewesen sein. Aber übers Ganze geblickt, ergibt sich mir doch der Eindruck, dass er ein angeheirateter Teil der Familie Beetschen war, der dann freilich tüchtig zupackte und wohl auch einigen Respekt genoss, weil er als sozial höherstehend empfunden wurde und – als Spross der berühmten Rebmeister-Linie – vermutlich über Geld verfügte. Wie bereits erwähnt, ist diese Linie in der Schweiz ausgestorben, hat sich aber in Amerika, vorwiegend in Texas, prächtig entwickelt, tragen doch in Kaspars Gefolge heute über 60 Personen den Namen Meyer oder Meyers. Die Details verrät der Stammbaum.

Erst vor kurzem ist es mir  auch gelungen, Kaspars Elternhaus im Zentrum des Unterdorfes von Wettingen zu identifizieren und (durch Hinweise von meinem Bruder Josef) dessen weiteres Geschick ausfindig zu machen. Kaspars Vater Johann Brühlmeier-Knecht hat es einem Kaspar Bernhard Huser abgekauft und vererbte er es nach seinem Tod an seinen Sohn Gottlieb Brühlmeier-Lüthy. Dieser verstarb kinderlos am 26. 12. 1925 und vermachte das Haus seiner Haushälterin Magdalena Steimer, die es 1928 ihrerseits der Katholischen Kirchgemeinde Wettingen verschenkte, allerdings mit der Auflage, es müsse den Katholischen Vereinen in Wettingen als Versammlungshaus dienen. Diesen wurden dann später bessere Räume zur Verfügung gestellt, und das ursprüngliche Bauernhaus wurde umgebaut und für einen Kindergarten hergerichtet. Heute muss es wieder renoviert werden. (Siehe dazu den Bericht in der Badener Zeitung – Teil der Aargauer Zeitung – vom 19. November 2001, wo das Haus auch abgebildet ist.)

Aus Amerika erhielt ich (per Internet) von den Nachkommen des Ehepaars Kaspar Brühlmeier-Beetschen je ein Portrait, das in ihrem Familienschatz gehütet wird. Nun haben die beiden Bilder einen würdigen Platz im neuen Wettinger Buch gefunden („Vom Klosterdorf zur Gartenstadt“, herausgegeben von der Gemeinde Wettingen / Autoren: Bruno Meier, Fabian Egloff, Ruedi Sommerhalder, Karl Frey), gewissermassen stellvertretend für die über hundert Wettinger, die Mitte des 19. Jahrhunderts aus wirtschaftlicher Not das Land verliessen und ihr Glück jenseits des Atlantiks versuchten.

Kaspar und Rosa in Wettinger Buch

Kommentar im Wettinger Buch: "Kaspar Leonz Brühlmeier und Rosina Beetschen fuhren mit der 'City of Dublin' 1869 von Antwerpen nach New York. Sie heirateten bald nach ihrer Ankunft und zogen weiter nach Texas.

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