Arthur Brühlmeier

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Der Ursprung der zweiten Brühlmeier-Dynastie

Dass das Geschlecht der Brühlmeier ein zweites Mal entstanden sein muss, ergab sich, wie oben gezeigt, als logischer Schluss, war indessen nicht positiv bewiesen. So wird man wohl verstehen, dass es für mich ein besonderes Ereignis war, beim Durchblättern des (selbstverständlich handgeschriebenen) Urbars von 1717/20 bei der Dokumentierung des zweiten Hofes (der üblicherweise als der 5. bezeichnet wird) folgende Überschrift zu lesen:

Hans Ulrich Meyer

(Text: "Andertens Ist Ein Hoff, vor altem des Felix Wildheitzen, dermalen Vogt Schibliss Hoff genant; wird anietzo besessen von Undervogt Philipp Krammer, Leontis Krammer seel. Erben, alt amman Hans Ulrich Meyer, genant Brüellmeyer, und Herren Franz Carl Omlin seel. Erben")

Damit war urkundlich bewiesen, dass ein „Meier“ nach 1700 mit einem Zusatz „Brühlmeier“ genannt wurde, was natürlich nicht möglich gewesen wäre, wenn es die früher dokumentierten Brühlmeier noch gegeben hätte. Allerdings konnte ich damals noch nicht wissen, dass ich der Wendung „Meier, genannt Brühlmeier“ im Taufregister noch sechsmal begegnen sollte und dass dieser Zusatz im erwähnten Urbar beliebig oft routinemässig verwendet wurde. Und ebenso wenig war mir jene Stelle im Protokoll des klösterlichen Gerichts Fahr vom 4. Dez. 1726 bekannt, die Eduard Spiegelberg wie folgt festgehalten hat: „Anstatt Hans Ulrich Meyer wurde sein Sohn Leonti Brüölmeyer zum Richter gewählt“. Der Passus belegt auf sehr schöne Weise den allmählichen Übergang von „Meier“ zu „Brühlmeier“.

Es galt nun also, nach der Wurzel der zweiten Brühlmeier-Dynastie zu graben, und dazu eigneten sich die beiden Jahrzeitbücher hervorragend. Der erste Eintrag im ersten Jahrzeitbuch betrifft Martin Brühlmeier und seine zwei Ehefrauen Elisabeth Schibli und Barbara Meier. Wie spätere Nachforschungen im noch vorhandenen Taufbuch der Pfarrei Wettingen (1. Band 1642 bis 1734) eindeutig bestätigten, handelt es sich dabei um das Ehepaar Martin Meier/Elisabeth Schiblin, und es kann keinerlei Zweifel bestehen, dass dieser Martin Meier (der verschiedentlich auch unter beiden Namen erscheint: „Martin Meier, genannt Brühlmeier“) identisch ist mit jenem Martin Meier, der laut „Geschichte von Wettingen“ (S. 230) 1772 den halben Schibli-Hof, gekauft hat, das heisst den 5. Hof, der ursprünglich von Heini im Brühl, später von Felix Wildheitz besessen wurde und dessen zentrales Gebäude das „Brühlmeierhaus“ war. Verschiedene Einträge in den Kirchenregistern sowie die durch sie ermöglichte lückenlose Konstruktion des Stammbaumes bestätigen, dass Martin Meier eindeutig der Stammvater der zweiten Gründung des Geschlechts der Brühlmeier ist. Auch drei seiner Söhne (der bereits erwähnte Hans Ulrich, sodann Martin jun. und schliesslich Adam, dessen Sohnschaft einstweilen als nicht gesichert betrachtet werden muss) und seine Tochter Maria werden verschiedentlich als „Meier, genannt Brühlmeier“ erwähnt. Die ersten Brühlmeier erscheinen in den Registern während Jahrzehnten schwankend zwischen „Meier“, „Meier, genannt Brühlmeier“ oder „Brühlmeier“. Erstmals erscheint ein Meier – sinnigerweise der erwähnte Adam Meier – mit dem Zusatz „genannt Brühlmeier“ als Pate einer (vermutlich nahe verwandten) Maria Meier im Taufbuch am 1. Januar 1775, also knapp drei Jahre nach dem Kauf von „Vogt Schiblis Hof“ durch dessen (vermuteten) Vater Martin Meier. Andererseits erscheint Martins Enkel Leonz noch 1718 anlässlich der Taufe seines Sohnes Johann Conrad als „Meier“. Das bedeutet, dass eine ganze Reihe jener im Jahrzeitbuch unter „Brühlmeier“ aufgelisteten Verstorbenen zwar als „Brühlmeier“ starben, jedoch als „Meier“ geboren wurden. 

Das früheste Datum, an dem ein Vertreter der Gründer-Generationen im Taufbuch bloss noch als „Brühlmeier“ (und nicht mehr als Meier bzw. Meier, genannt Brühlmeier) erwähnt wird, ist der 12. Dezember 1687. Es handelt sich um den Sohn von Martin Meier/Brühlmeier (sen.), der in der „Geschichte von Wettingen“ bei der Auflistung der Gemeindeammänner für die Zeit zwischen 1695 und 1711 als Hans Ulrich Meier genannt ist. Unsere Vorfahren hiessen also vor 1672 schlicht Meier (oder Meyer, beide Schreibweisen kommen vor), sind dann aber zwischen 1675 und 1720 auch als „Meier, genannt Brühlmeier“ notiert, kommen indessen schon ab 1687 gelegentlich und dann immer öfter als „Brühlmeier“ vor und werden urkundlich belegt letztmals noch 1718 als „Meier“ dokumentiert.

Damit stellt sich auch die Frage, ob anno 1675, als sich Martin Meier sen. mit seinen beiden Söhnen Hans Ulrich und Adam sowie seiner Tochter Maria den Zunamen „genannt Brühlmeier“ zulegten, überhaupt die Absicht bestand, einen neuen Geschlechtsnamen zu kreieren, oder ob man es bei diesem Zusatz bewenden lassen wollte. Es gab nämlich in Wettingen viele „Meier“, und man brachte etwas Ordnung in diese Vielfalt, indem – schon von Alters her – die einen als „genannt Strotz“, die andern als „genannt Bohüsli“ und die dritten als „genannt Barthlis“ näher bezeichnet wurden. Spiegelberg vertritt die Auffassung, unser Martin Meier sei ein Bohüsli gewesen, aber es gab damals offensichtlich bereits so viele Bohüslis, dass er ausreichend Grund gehabt hätte, sich den neuen Zunamen „genannt Brühlmeier“ zuzulegen. Auffallend ist immerhin, dass im Taufbuch im Jahre 1675 alle Familienmitglieder, die dort erwähnt sind, mit dem Zusatz „genannt Brühlmeier“ erscheinen. Man legte zu Beginn (d.h. nach dem Kauf des 5. Hofes mit dem Brühlmeier-Haus) offensichtlich grossen Wert auf diese Kennzeichnung.

Es scheint indessen, dass innerhalb der Familie – zumindest bei einzelnen Mitgliedern – der bewusste Wille bestand, ein neues Geschlecht zu begründen. Am deutlichsten sichtbar wird dies beim oben erwähnten Hans Ulrich. Er ist der erste, der sich im Taufbuch anno 1687 bloss noch als „Brühlmeier“ eintragen lässt. Und wie, um die Position des Geschlechtsgründers zu betonen, taufte er seinen ältesten Sohn auf den Namen Adam und seine älteste Tochter auf den Namen Eva. Dass er dann aber 40 Jahre später im Urbar wieder als „Meier, genannt Brühlmeier“ auftaucht, dürfte damit zusammenhängen, dass die staatlichen Stellen nicht so leichthin bereit waren, einen eigenhändig gesetzten Geschlechtsnamen zu akzeptieren, wie dies die kirchliche Behörde tat. Es scheint indessen, dass auch die Pfarrherren etwas Mühe hatten, den Namen „Brühlmeier“ so ohne weiteres als neuen Namen zu übernehmen, denn zu Beginn wurde meistens „Meyer“ auch bei der Verbindung mit „Brühl“ gross geschrieben: BrühlMeyer.

An dieser Stelle mag es angezeigt sein, auf die sehr beliebige Schreibweise unseres Geschlechtsnamens hinzuweisen. Im ersten Taufbuch (1652 – 1734) sowie in den beiden erwähnten Jahrzeitbüchern finden sich nicht weniger als 19 verschiedene Schreibweisen, nämlich: BreölMeyer, Brüehlmeier Brüehlmeyer BrüehlMeyer BrüellMeyer Brüelmeier Brüelmeyer Brühlmeier BrühlMeyer Brühlmeyer BrülMeyer Brüohlmeyer Brüöhlmeyer Brüöllmeyer Brüölmeier Brüolmeyer BrüolMeyer Brüölmeyer BrüölMeyer. Bei weiblichen Personen werden diese dann noch mit der damals üblichen Nachsilbe „-in“ (Brühlmeierin) versehen.

Der Ursprung der ersten Brühlmeier-Dynastie

Da einerseits die erste Brühlmeier-Dynastie 1653 mit Sicherheit ausgestorben war, andererseits das erste noch vorhandene Taufbuch erst mit 1652 beginnt, hat man natürlich keine Chance, auf irgend eine Angabe über die früheren Brühlmeier zu stossen. Nun findet sich aber ein äusserst wertvoller und klärender Hinweis im Jahrzeitbuch von 1742. Frater Franziscus Dorer hat den Monat Juni, der dem Geschlecht Brühlmeier reserviert war, auf einer neuen rechten Buchseite eröffnet, wobei die linke Seite leer blieb. Auf diese Seite hat nun ein späterer Pfarrer, dem offensichtlich zu Ohren kam, dass es bereits früher Personen mit dem Namen Brühlmeier gab, jene „alten“ Brühlmeier festgehalten. Glücklicherweise fand sich in diesem Buch auch noch ein Notizzettel gleicher Handschrift mit ähnlichen (und zusätzlichen) Informationen, die offensichtlich als Grundlage für den Eintrag im Jahrzeitbuch dienten. 

Einen ersten Hinweis dürfte dieser Pfarrer in einem Register gefunden haben, das über die Vergabungen Auskunft gab. Da vernehmen wir, dass „Hans Brüelmeyer“, der zweifellos identisch ist mit jenem im „Klosterarchiv 1694“ erwähnten Hans Brühlmeyer, 1596 „an die Kanzel“ 10 Gulden und 1597 „an den Fahnen“ 6 Gulden gespendet hat. Offensichtlich schien es dem Pfarrherrn nicht richtig, dass für diesen Hans Brühlmeier im Juni nicht gebetet wurde, worauf er Nachforschungen über seine Nachkommenschaft angestellt haben muss, deren Resultat sowohl auf dem Notizzettel wie auch im Jahrzeitbuch zu finden ist. Danach hatte Hans Brühlmeier zwei Söhne: 

  • Conrad Brühlmeier, der vor 1735 starb und eine Tochter Margaritha hinterliess, welche sich am 3. Sonntag nach Ostern 1635 mit Hans Zimmermann, des Jakob Zimmermann ehelichem Sohn vermählte.

  • Jacob Brühlmeier, der vor 1634 starb und eine Tochter Magdalena hinterliess, welche sich am Sonntag Quinquagesima 1634 mit Jakob Schibli von Neuenhof verehelichte.

Jahrzeitbuch

Des weitern erfahren wir, dass Conrad mit einer Anna ? verheiratet war und deren Tochter Margaretha am 9. May 1615 getauft wurde. Ferner wurde ein Sohn des Ehepaars Schibli-Brühlmeier, Hans Melcher am 28. Dez. 1634 getauft. Am Rand steht: „16. Feb. 1638 dito“, was vermuten lässt, dass an diesem Tag ein zweites Kind dieses Ehepaars getauft wurde.

Eduard Spiegelberg hat indessen noch etwas ältere Namensnennungen entdeckt. So findet sich in seinen stenographischen Notizen die Bemerkung: „Bastian Grim genannt Brühlmeier von Wettingen wird am 21. Feb. 1526 Bürger zu Baden“. Die Quellenangabe (…buch Baden) ist leider nicht eindeutig entzifferbar, doch besteht kein Grund, an der Echtheit dieses Zitats zu zweifeln. Ferner verweist er auf die Sitzung des Jahrgerichts vom 26. Mai 1587, wo zu lesen ist, dass Ueli Brühlmeiers Töchter im Hard „geholzt“ hätten und dafür vom Jahrgericht gebüsst wurden. Genau wie bei der 2. Dynastie findet sich also auch in der ersten zuerst „Brühlmeier“ als Zuname, dann als alleiniger Geschlechtsname.

Aufgrund all dieser Angaben lässt sich das Gefüge der ersten Brühlmeier-Gründung, aber auch der Zusammenhang mit der zweiten Gründung mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuten: Danach hätte Felix Wildheitz seine Position als Brühl-Meier schon bald nach 1504 (wo er als solcher nachgewiesen ist) aufgegeben und auf Bastian Grim übertragen, der auch offiziell den Zunamen „genannt Brühlmeier“ trug und so zum eigentlichen Geschlechtsgründer wurde. Möglicherweise hatte er zwei Söhne, die bereits „Brühlmeier“ als Geschlechtsnamen annahmen, nämlich den von Spiegelberg nachgewiesenen Ueli sowie den 1599 im Klosterarchiv erwähnten Hans Brühlmeier. Dem jungen Geschlecht war indessen nur kurzer Bestand beschieden, denn die beiden Söhne von Hans hatten keine männlichen Nachkommen. Eine Enkelin – Magdalena – heiratete 1634 einen Schibli (einmal als Hans, einmal als Jakob erwähnt – vermutlich trug er beide Namen) aus Neuenhof. 

Bemerkenswert ist nun, dass gemäss „Geschichte von Wettingen“ (S. 230) der 5. Hof – ehedem dem Heini im Brüel, später dem Felix Wildheitz gehörend – im Jahre 1652 als „Vogt Schiblis Hof“ erscheint und als Besitzer ein Adam Schibli angegeben wird. Die Schiblis hatten also den 5. Hof erworben, und der Grund scheint naheliegend: Die beiden Söhne der ersten Brühlmeier-Dynastie waren vor 1635 verstorben, männliche Nachkommen gab es also nicht. Hätte Magdalena Brühlmeier einen Adam Schibli (und nicht einen Hans bzw. Jakob Schibli aus Neuenhof) geheiratet, wäre die Sache eindeutig: Der Hof wäre dann einfach an den Schwiegersohn übergegangen. Im Klosterarchiv wird im Zuge des Bereins der Güter 1653 neben Adam Schibli auch noch ein Heinrich Schibli erwähnt. Das liesse sich als Hinweis verstehen, dass mehrere Schiblis (vermutlich Brüder) auf den Hof kamen und dass Jacob Brühlmeiers Tochter Magdalena einen von ihnen (Hans bzw. Jakob) heiratete. Nimmt man die Notiz auf dem Zettel im Jahrzeitbuch von 1742 buchstabengetreu, so ist allerdings Magdalena Brühlmeier nach Neuenhof gezogen: „1634 Magdalena Brühlmeyerin des Hans Schiblis Ehefrau zu Neuenhof den Sohn Hans Melcher am 28. December 1634 getauft.“ Um zu dieser Information zu kommen, musste der Pfarrer nicht etwa ins Pfarrarchiv nach Neuenhof gehen, denn auch die Neuenhofer Kinder wurden in Wettingen getauft.

Der „Geschichte von Wettingen“ (S. 230) entnehmen wir ferner, dass 1669 der Lehenmann Hans Melcher Nespler bei Maram Guggenheim in Lengnau 428 Gulden aufnehmen und dafür Hab und Gut einsetzen musste. Offensichtlich war Vogt Schibli in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Allerdings bleibt vorerst einmal unklar, weshalb dieser Hans Melcher Nespler mit obiger Information in der „Geschichte von Wettingen“ unter der Rubrik „Vogt Schiblis Hof“ erscheint. Verständlich wurde dieser Hinweis für mich erst, als sich bei meinen Nachforschungen herausstellte, dass dieser Johann Melchior Nespler mit einer Anna Schibli verheiratet war und dass bei der Taufe ihres Kindes Barbara am 27. August 1661 Martin Meier als Pate fungierte. Sowohl Martin Meier wie Hans Melcher Nespler waren also mit einer Schibli verheiratet, weshalb man wohl davon ausgehen darf, dass deren Ehefrauen Elisabeth und Anna verschwistert und die beiden Männer folglich verschwägert waren. Sollte dies zutreffen – und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, denn auch Spiegelberg bezeichnet mit aller Selbstverständlichkeit Hans Melcher Nespler als Schwager von Martin Meier – und geht man gleichzeitig davon aus, dass Nespler im Auftrag seines insolventen Schwiegervaters auf Kapitalsuche ging, so wäre Martin Meier logischerweise ebenfalls der Schwiegersohn des Hofbesitzers Adam Schibli gewesen. Es besteht also mit grosser Wahrscheinlichkeit eine genealogische Verbindung nicht nur der ersten Brühlmeier-Dynastie mit den Schibli, sondern auch eine solche zwischen den Schibli und der zweiten Brühlmeier-Dynastie. Diese relativ enge verwandtschaftliche Beziehung dürfte dem Martin Meier, selber einerseits Meier heissend, andererseits als Meier das Brühlmeier-Haus bewohnend und damit die Funktion des Brühl-Meiers ausübend, den Entschluss nahe gelegt haben, sich nunmehr „Brühlmeier“ zu schreiben. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Brühl-Meier-Hof (Hof Nr. 5) zwischen ca. 1520 und 1635 in den Händen einer Familie (Grim) war, die zuerst „Brühlmeier“ genannt wurde, dann aber auch den Namen „Brühlmeier“ annahm, dass er dann infolge Fehlens von männlichen Nachkommen für nicht sehr lange Zeit (ca. 1635 – 1672) in die Hände der Schiblis kam und dann zum Stammhaus der zweiten Brühlmeier-Dynastie wurde. Dass die Schiblis sowohl bei der Übernahme von den älteren Brühlmeiern wie auch bei der Weitergabe des Hofes an die jüngere Dynastie verwandtschaftlich vermittelten, ist hoch wahrscheinlich, wenn auch nicht eindeutig durch genealogische Urkunden dokumentiert.