Arthur Brühlmeier

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Josef Getul Brühlmeier (StB 57)

Familienforschung lässt aber nicht bloss vergangene Grösse wieder aufleben, sondern wirft immer wieder ein Licht auf bedrückende Verhältnisse und traurige Ereignisse. Vertiefen wir uns etwa in die Lebensdaten von Josef Getul Brühlmeier und seinen beiden Ehefrauen Anna Maria Meier und Theresia Frütsch bzw. deren Kinder, so wird deutlich, dass für die Menschen das Leben alles andere als ein Honigschlecken war. Josef Getul heiratete seine Anna Maria, als er 29 und sie 28 Jahre alt war. Seine Äcker und Wiesen – über ein Dutzend – lagen (wie bei den meisten Bauern) weit verstreut, und es dürfte ihm nicht leicht gefallen sein, den Zins (gegen 120 kg Kernen, 1 Huhn und 53 ½ Eier) zu entbehren, den er – je nach Anzahl und Grösse seiner Güter – auf 5 verschiedene Meierhöfe zu tragen hatte. Um sein Einkommen aufzubessern, betätigte er sich als Metzger, was natürlich nicht bedeutete, dass er eine Metzgerei führte, sondern den andern Bauern zur Verfügung stand, wenn es ums Schlachten von Vieh und Schweinen ging. Erst 3 Jahre nach der Hochzeit gebar ihm Anna Maria den Stammhalter Philipp. Ein Jahr später und wieder anderthalb Jahre darauf kam jeweils ein Bub zur Welt, aber beide starben am Tag ihrer Geburt. Im Oktober 1818 gebar die mittlerweile 35jährige Ehefrau ein Mädchen, aber sie selbst starb bereits ein halbes Jahr später. Josef Getul war nun also mit 37 Jahren Witwer und Vater von zwei kleinen Kindern. Wen wundert’s da, dass er 8 Monate später wieder heiratete, die 29jährige Theresia Frütsch aus Spreitenbach. Diese brachte in den Jahren 1821, 1822 und 1823 jeweils ein Kind zur Welt, aber alle drei starben am Tag ihrer Geburt. Das Mädchen, Maria Elisabeth, das 1824 zur Welt kam, überlebte, aber starb im Alter von zwei Jahren. Theresia war zu dieser Zeit schwanger, aber dieses Kind starb bereits im Mutterleib, zwei Monate nach dem Tod von Maria Elisabeth. 1826 war Theresia Frütsch somit sechs Jahre verheiratet und hatte 5 Geburten, ohne dass ein einziges Kind überlebt hätte. Ein Jahr darauf kam Maria Magdalena zur Welt, ein Mädchen, das endlich gedieh und später im damals hohen Alter von 78 Jahren als Nonne starb. Vier Jahre später – Theresia war etwas über 40 – gebar sie noch einen Knaben, der am selben Tag starb. Sie selbst folgte ihm einen Tag darauf in den Tod, und der 49jährige Josef Getul, jetzt Vater von 3 Kindern, war zum zweiten Male Witwer. Gewiss war es für den schwer geprüften Mann eine Freude, als sich sein Stammhalter Philipp, dreissigjährig, verehelichte und Vater von zwei Kindern wurde. Doch welch ein Schlag für die ganze Familie: Philipp starb wenige Jahre darauf, erst 36jährig.

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