Grundsätze und Wege zur Steigerung der Bildungsqualität in der Volksschule
In den letzten rund 35 Jahren hat sich in der Volksschule ein grundlegender Wandel vollzogen. Er besteht unter anderem darin, dass eine starke Verlagerung der Reformimpulse von der einstmals führenden Elite der aktiven Lehrerschaft hin zur Bildungsverwaltung und zur Erziehungswissenschaft stattgefunden hat. So kam es, wie es kommen musste: Fast alles ist im Fluss. Systeme werden umgebaut, Bildungsgänge neu konzipiert, Lehrpläne und Lehrmittel durch modernere ersetzt und neue Unterrichtsmethoden und Beurteilungsmodelle eingeführt. Dabei wird die Lehrerschaft ordentlich auf Trab gehalten, und manche wissen kaum mehr, wo ihnen der Kopf steht. Mit Sicherheit geschieht alles in bester Absicht, aber vieles bewährt sich nicht (was man freilich auch voraussehen könnte), weshalb der grosse Aufwand in blossen Aktivismus auszuarten droht. Darunter leidet dann die Bildungsqualität. Es scheint auch dieses Problem erkannt zu sein, denn allerorten befasst man sich mit irgendwelchen Qualitätssicherungssystemen, aber auch dies verursacht wiederum neue Betriebsamkeit, die der Lehrerschaft oft jene Kräfte raubt, die sie eigentlich für ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit benötigen würde.
Zweifellos besteht heute die wichtigste Aufgabe im Schulbereich darin, die Qualität des Unterrichts und der Schülerleistungen zu verbessern. (Das war übrigens immer so.) Dieses Ziel ist jedoch kaum zu erreichen durch komplexe Systeme, die entweder von praxisfernen Wissenschaftern klug ersonnen oder in vielen Konferenzen und Sitzungen erarbeitet wurden und dann ganze Ordner füllen. Ganz nutzlos ist dies nicht, das räume ich ausdrücklich ein, aber es ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist meines Erachtens, dass die Lehrpersonen Qualitätsbewusstsein entwickeln und darüber hinaus nicht nur das Wissen erwerben, wie erhöhte Bildungsqualität zu erreichen ist, sondern auch die Kraft aufbringen, ihre Einsichten umzusetzen. Das hat letztlich etwas mit ‚Geist’ und ‚Geistigkeit’ zu tun. Unterricht kann nämlich sehr ansprechend aussehen, sogar von einer gewissen Lebendigkeit zeugen und weitgehend den anerkannten didaktischen Regeln entsprechen – und bei all dem trotzdem geistlos sein. Ich betrachte Geistlosigkeit als das grösste aller Schulübel. Meine Überlegungen, die ich hier vorlege, sind – für jene, die sie nutzen möchten – als Hilfen gedacht, um einen geistvollen Unterricht zu gestalten, was identisch ist mit Qualitätssteigerung. Möchte mich jemand an dieser Stelle fragen, was denn ‚Geist’ sei, müsste ich ihm antworten: Lies das Ganze, überblicke alles im Zusammenhang und dann mag zu erspüren sein, was ich damit meine.
Ich möchte meine Überlegungen und Empfehlungen darstellen, ohne mich an eine ermüdende oder künstlich wirkende Systematik halten zu müssen. Man betrachte die einzelnen Kapitel als Mosaiksteine, als Teile eines Bildes, das in mir im Laufe meiner Lehrtätigkeit entstanden ist. Es wird mich freuen, wenn sich diese Mosaiksteine auch in jenen, die dies lesen, zu einem lebendigen Bild zusammenfügen.
Die folgenden Kapitel stehen zwar in einem inneren Zusammenhang und entsprechen auch einer gewissen inneren Logik, können aber auch für sich allein gelesen und diskutiert werden. Ich richte daher für jedes einzelne eine eigene Datei ein, die per Mausklick geöffnet werden kann: