Das Detail pflegen
Im Sinne dieses Anliegens gestatte man mir, diese grundsätzlichen Erwägungen zu vervollständigen mit einer Reihe konkreter Beispiele. Vorausschicken möchte ich indessen, dass ich mir den hypothetischen Lehrer, der in den folgenden Beispielen als pedantischer Griesgram erscheinen könnte, durchaus vorstelle als lebensfrohen, humorvollen, grosszügigen und freundlichen Menschen, der seine Schüler mit seiner Detailverliebtheit nicht plagt oder gar schikaniert, sondern damit einen Beitrag leistet, dass sie ihre Arbeit lieben und gerne zur Schule kommen. Ein solcher Mensch fragt sich z.B., ob er seine Schüler nicht mit unnötigen Geräuschen stört, wenn er papierne Blätter vor dem Wurf in den Abfall zerknüllt oder zerreisst, oder ob er vor dem Verlassen des Schulzimmers nicht noch das Pult aufräumen soll. Er schreibt auf Tafel und Hellraumprojektor mit jener Schrift, die er von den Schülern erwartet, achtet darauf, dass die unvermeidlichen Arbeitsblätter nicht bloss sorgfältig gestaltet, sondern ebenso aufbewahrt werden, und zeigt den Schülern, wie sich in der Garderobe Ordnung halten lässt. Abgenutzte Kreidestummel entfernt er, die Schüler haben stets geschärftes Schreibzeug in Bereitschaft, und die Sprache, die er selber wählt und bei den Schülern begünstigt, zeugt von Respekt und Herzlichkeit. Weitere Beispiele zu machen, erspare man mir. (Ich fühle mich verstanden …)
Eine Frage sei noch gestattet: Wie kann man eigentlich auf die Idee kommen, man könne mit teuren System-Umbrüchen, mit der Propagierung sog. moderner Unterrichtsmethoden (die sehr bald nicht mehr modern sind) oder mit weitschweifigen Qualitätssicherungssystemen die Bildungsqualität verbessern, wenn man glaubt, die oben erwähnten Selbstverständlichkeiten (bzw. die Denkweise, aus der sie entspringen) missachten zu können?