Arthur Brühlmeier

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Drogen – nein danke

Der Beitrag der Erziehung

Angesichts der Bilder von jungen Menschen, die ins Drogenelend abgesunken sind, stellen sich viele Eltern die Frage: Wird wohl auch mein Kind auf eine solche Weise enden? Die Angst ist verständlich und leider oft auch begründet, denn eine weltweite Geldmacht verlockt die Jugend, ihr Heil in der Droge zu suchen.

Welche Jugendlichen sind denn nun am meisten gefährdet, und was versprechen sie sich vom Drogenkonsum?

  • Jugendliche, die der Drogenversuchung nicht widerstehen können, haben meist ein schwaches Selbstwertgefühl und können zumeist auch zu wenig gut eine schwierige Situation durchstehen, Konflikte richtig bewältigen oder Spannungen ertragen. Der Griff zur Droge bedeutet dann für sie zuerst eine Entlastung, und sie glauben, mittels der Droge einer unangenehmen Situation entfliehen oder einen Mangel, unter dem sie leiden, ausgleichen zu können.
  • Für viele Jugendliche ist der Drogenkonsum ein heimlicher oder offener Protest gegen gesellschaftliche Zustände, die sie ablehnen, oder sogar eine Art Angriff auf die Eltern, mit denen sie im Streit liegen und die sie durch ihre Selbstzerstörung seelisch verletzen wollen.
  • Zudem hat für viele das Dabeisein in der Drogenszene einen besonderen Reiz: Sie fühlen sich von ihresgleichen angenommen und erleben eine scheinbare Geborgenheit, die sie sonst vermissen.

Neben diesen seelischen Voraussetzungen gibt es weitere Bedingungen, die den Einstieg in den Drogenkonsum begünstigen, so etwa eine vergiftete Atmosphäre im Elternhaus, Vorbilder (z. B. Rock-Stars), ein ansteckendes Milieu (die Schulklasse, Kollegen) oder bereits bestehendes Suchtverhalten (Rauchen, Alkohol). Besonders gefährdet sind auch Jugendliche, die noch keine oder ganz unklare Vorstellungen haben über den Sinn des Lebens und die eigene Lebensaufgabe.

In welchen Situationen neigen nun Jugendliche dazu, erstmals Drogen zu nehmen? Hier die Antworten, welche Jugendliche selber gegeben haben: Neugier, Verführung (Dabei–sein–Wollen), schwere Enttäuschung (Misserfolg in der Schule, enttäuschte Liebe, Streit im Elternhaus, Zurückweisung durch Kollegen) oder ganz einfach ‘die Gelegenheit’.

Glücklicherweise sind nun aber die Eltern der Verführung ihrer Kinder nicht hilflos ausgeliefert. Zwar ist die Erziehung grundsätzlich nicht allmächtig, aber eine gute Erziehung ist immer noch der beste Schutz der Kinder vor dem Drogenkonsum.

Was sollen nun Eltern, die ihre Kinder vor dem Absturz in die Drogen bewahren wollen, in der Erziehung besonders beachten? Hier der Versuch einer Antwort:

  1. Kinder und Jugendliche wollen sich an Vorbildern orientieren. Eltern, die sich selber um eine sinnvolle Lebensgestaltung bemühen, sind für die jungen Menschen glaubwürdig und darum eine Stütze fürs ganze Leben. Besonders wirksam ist, wenn Mütter und Väter selber auf süchtiges Verhalten (Rauchen, Alkohol, Fernsehsucht, Spielsucht, Konsumsucht u. a.) verzichten.
  2. Kinder gedeihen am besten, wenn sie ihre Eltern als Menschen mit wirklicher Autorität erfahren. Eine echte Autorität ist das Gegenteil von liebloser Härte. Sie zeigt sich vielmehr im überlegten Umgang mit den Eigenarten des Kindes, im liebevollen Verständnis für seine Bedürfnisse und in der Fähigkeit, in Ruhe und Liebe seinen Unarten Grenzen zu setzen und gegenüber seinen Konsumwünschen nein zu sagen. Damit vermeiden sie es, das Kind zu verwöhnen. Die Kinder machen dann schon früh die Erfahrung, dass man nicht alles haben muss, was zu haben ist, und dass es sich lohnt, auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten. Man darf sich als Erzieher vom Kind nicht erpressen lassen, wenn es durch Weinen oder Trotzen die Erfüllung eines Wunsches durchsetzen will.
  3. Es ist entscheidend wichtig, die zwischenmenschlichen Beziehungen sorgsam zu pflegen und dadurch gleichzeitig ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Das heisst: Die Eltern akzeptieren das Kind und lassen es Geborgenheit und Wärme spüren. Sie verzichten auf gehässiges Schelten und pflegen einen herzlichen Umgangston. Sie nehmen seine Gefühle ernst, schenken ihm Vertrauen und zeigen ihre Freude, wenn es das Vertrauen nicht missbraucht. Sie nehmen Anteil an seiner Erlebniswelt und an seinen Tätigkeiten, nehmen sich auch Zeit, um mit ihm zu reden, zu spielen und tätig zu sein. Auch verfügen sie nicht einfach über ihr Kind, sondern beziehen es schon früh in ihre Entscheidungen mit ein. Sie lassen es die Erfahrung machen, dass es selber etwas leisten kann, und sorgen dafür, dass es nicht überbehütet wird, sondern schon früh Verantwortung für sein Leben und für einen Aufgabenbereich (z. B. Pflege eines Haustieres) tragen kann.
  4. Die Überflutung der Sinne durch Lärm (Musik vom Morgen bis zum Abend) und Bilder (Comics und Bildschirm) schadet den Kindern. Eltern, die ihre Kinder vor der Drogensucht bewahren möchten, achten auf eine gesunde seelisch–geistige Ernährung: Gute Geschichten hören / Spiel mit kindgemässem Spielzeug: Puppen, Klötzen, Ton, Sand, Wasser usf. / Theater spielen / gezielt Musik hören, Singen und Musik machen / Zeichnen, Malen, Modellieren, Basteln / Erfahrungen mit Tieren und Pflanzen in Haus und Garten / Wanderungen im Wald und in den Bergen usf.
  5. Hilfreich ist auch das offene und regelmässige Gespräch (etwa bei Tisch) über die Drogenprobleme. Dabei sollte man ein ängstliches Moralisieren oder ein unangemessenes Dramatisieren vermeiden und auch keine lieblosen Urteile über jene fällen, die der Versuchung nicht widerstehen konnten. Schädlich ist wohl auch, immerfort die Gesellschaft, den Staat und die bösen andern zu schelten, weil damit im Kind das Gefühl eingepflanzt wird, es habe sowieso alles keinen Sinn. Besser ist es, die heranwachsenden Menschen zu ermutigen, einen eigenen Weg zu suchen und einen eigenen Beitrag zur Verbesserung der Verhältnisse zu leisten. Damit entwickelt sich im jungen Menschen ein Gefühl für den Sinn seines Daseins.

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